Wednesday, April 16, 2003

IRAQ

Heise: "Das passiert"

Das Ölministerium wurde von US-Soldaten geschützt, das Museum von Bagdad ließ man leer räumen und die Bibliothek anzünden

Weil Frankreich und Deutschland längst Teil der "Achse des Bösen" sind, wirft die US-Army Bomben auf die Hauptstädte und vertreibt neben Kanzler und Präsidenten auch Polizei und Sicherheitskräfte aus den Städten. In einer Amnestie zuvor freigelassene Gefängnisinsassen stürmen daraufhin gemeinsam mit den Bewohnern der Slums von Paris, Berlin und München den Louvre, die Pinakotheken und die Nationalbibliotheken, klauen und zertrümmern alles und setzen den Rest in Brand.

Nur ein geschmackloser Alptraum aus einem schlechten Science-Fiction-Film? Nicht wirklich. Genau dies ist nämlich nun mit dem Museum und der Bibliothek geschehen, die die Dokumente und Kunstwerke der Wiege der Menschheit enthielten, dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, heute unter dem Namen Irak bekannt.

Das Museum von Bagdad war bei Archäologen und Kunstliebhabern berühmt, wenn es auch in den letzten 20 Jahren kaum mehr von westlichen Besuchern besichtigt wurde. Immerhin stammen aus diesem Gebiet die Werke der ersten bekannten Kultur der Welt, das Museum enthielt über 170.000 bis zu 10.000 Jahre alte Ausstellungsstücke. Seine Zerstörung oder das Zulassen derselben zählt damit rechtlich unter Kriegsverbrechen nach der Hager Konvention, welche die USA aber sicherheitshalber nie unterzeichnet haben. Die größte Sorge der Wissenschaftler war, dass das Museum von einer Bombe getroffen werden könnte, was auch nur bei Absicht gegen die Genfer Konvention verstoßen hätte. Das passierte zwar nicht, doch das Resultat ist nun das Gleiche:

Ölquellen, sowie Öl- und Innenministerium in Bagdad wurden nach dem Einmarsch der Amerikaner sofort besetzt und gegen Übergriffe und Zerstörung geschützt. Ebenso Saddam Husseins Palast und einige seiner bekannten Zufluchtsorte und auch sonst waren die US-Soldaten nicht gerade zimperlich.

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