Sunday, February 09, 2003

PROPAGANDA

Heise: Geheime Cut-and-Paste-Informationen
Das peinliche Plagiat der britischen Regierung könnte einiges verraten, vor allem aber, dass sie es mit der Wahrheit nicht so ernst meint

Endlich wissen wir, wie Geheimdienstarbeit in den postmodernen Zeiten nach dem Kalten Krieg vonstatten geht. Die Regierung gibt ein Dossier in Auftrag, das bestimmte Belege enthalten soll, um ihre Politik - in diesem Fall einen Krieg gegen den Irak - zu rechtfertigen. Und bald haben die fleißigen Geheimdienstagenten oder auch andere Regierungsangehörige vor ihren Computern zeit-, kräfte- und ressourcensparend mit Cut and Paste aus dem Internet das entsprechende Dokument zusammengezimmert.

Letzte Woche wurde der Bericht Iraq - its infrastructure of concealment, deception and intimidation von Blair veröffentlicht. Seine Inhalte beziehe er, so heißt es, aus zahlreichen Quellen, darunter auch Geheimdienstinformationen. Genannt wurden diese, wie sich dies für ein solches Dokument gehört, nicht. Die Informanten und Quellen, das haben wir erst anlässlich der multimedialen Präsentation von Beweisen durch Außenminister Powell erfahren, würden dadurch gefährdet werden.

Ob nun Ibrahim al-Marashi, ein Student des Monterey Institute of International Studies, auch gefährdet ist, darf man bezweifeln. Gefragt wurde er, wie er sagte, von den britischen Internet-Maulwürfen nicht, die sich reichlich seines Artikels Iraq's Security and Intelligence Network: A Guide and Analysis, der im letzten September in Middle East Review of International Affairs online veröffentlicht wurde. Zum Vorbild wird die britische Regierung dadurch nebenbei auch nicht, was die Bekämpfung von Cyberkriminalität angeht, wenn sie so mit dem Copyright umgeht. Weil es so schnell und einfach geht, wurden auch Tippfehler übernommen und nicht korrigiert. Man hat also ein gutes Vertrauen in die Internet-Publikationen. Ausgeschlachtet wurden zudem noch zwei Artikel aus Jane's Intelligence Review.

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