Tuesday, February 17, 2004

KOSOVO: NATION BUILDING

Heise: Der vergessene Krieg

Der humanitäre Krieg und das bislang gescheiterte Nation-Building: Erinnert sich noch jemand an den Kosovo?

Mit unseren modernen Kommunikationssystemen Radio, Fernsehen und Internet neigen wir dazu, viele wichtige Dinge zu vergessen, selbst wenn es um so Wichtiges wie Krieg und Frieden geht. Bei den Meisten verschwindet gerade Afghanistan aus dem Blick oder dies wäre geschehen, wenn nicht gerade bei den letzten Angriffen ein kanadischer, ein britischer und sieben amerikanische Soldaten getötet worden wären, was Anlass zur Ankündigung einer Frühjahrsoffensive gegen die "Taliban-Rebellion" war. Die Taliban? Wurden sie nicht schon lange besiegt, während ein neues Afghanistan aus der Asche aufersteht?

Der "befreite" Kosovo wurde zur Brutstätte des organisierten Verbrechens und der ethnischen Gewalt


Doch der Kosovo ist alles andere als der glückliche und gedeihende Ort, der er sein soll. Auch der Frieden ist nicht in die Region gebracht worden. Verbrechen, Terror. Ethnische Säuberung und Schmuggel sind allgegenwärtig: dieses Mal unter der Schirmherrschaft der UN und nicht von Belgrad.

Vier Jahre, nachdem der Kosovo durch die Bombardierung der Nato "befreit" wurde ( Exakte Zahlen wird man nie erfahren), hat er sich in eine Brutstätte des organisierten Verbrechens, der ethnischen Gewalt und sogar von al-Qaida-Sympathisanten verwandelt. Diese südliche Provinz von Serbien, die sich nominell noch unter UN-Kontrolle befindet, wird heute von einem Triumvirat von albanischen Paramilitärs, Mafiabanden und Terroristen beherrscht. Sie kontrollieren eine ganze Reihe von Schmuggelgeschäften und führen aus, was Beobachter als brutale ethnische Säuberung von Minderheiten, vor allem von Serben, Roma und Juden, bezeichnen. Das alles geschieht, obgleich eine 18.000 Mann starke Friedenstruppe unter der Leitung der Nato und eine internationale Polizeieinheit mit mehr als 4.000 Mitgliedern im Land ist.

Anmerkung: Aus "The Grand Chessboard - Das große Schachbrett"
Zitate (in deutscher Übersetzung) aus dem Buch des
US-"Sicherheitsstrategen" Zbigniew Brzezinski von 1997 (Deutsche
Ausgabe 1999: "Die einzige Weltmacht - Amerikas Strategie der
Vorherrschaft") "Viel wichtiger aber ist der eurasische Balkan, weil er sich zu einem
ökonomischen Filetstück entwickeln könnte, konzentrieren sich in
dieser Region doch ungeheure Erdgas- und Erdölvorkommen, von
wichtigen Mineralien einschließlich Gold ganz zu schweigen. (S.182)
Amerikas primäres Interesse muß folglich sein, mit dafür zu sorgen,
daß keine einzelne Macht die Kontrolle über dieses Gebiet erlangt und
daß die Weltgemeinschaft ungehinderten finanziellen und
wirtschaftlichen Zugang zu ihr hat. Geopolitischer Pluralismus wird nur dann zu einer dauerhaften
Realität werden, wenn ein Netz von Pipeline- und Transportwegen die
Region direkt mit den großen Wirtschaftsknotenpunkten der Welt
durchzieht... (S.215/216)"


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